Ein Gastbeitrag von Dr. med. Ronald Yazdi
Zertifizierter Fußchirurg nach GFFC
Praxis für Chirurgie, Orthopädie, Unfallchirurgie und spezielle Unfallchirurgie
Mühlstraße 19, 63450 Hanau
https://chirurgie-praxis-hanau.de/
Schulterengpass und Impingement-Syndrom
Unter dem Impingement-Syndrom versteht man hauptsächlich Schmerzen, die von einem Schulterengpass mit Einklemmungserscheinungen zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach herrühren. Dabei wird in der Regel die sogenannte Supraspinatussehne (ein Teil der Rotatorenmanschette), die in diesem Bereich verläuft, in Mitleidenschaft gezogen.
Der Begriff Impingement kommt aus dem englischen und bedeutet „anstoßen“ oder „anschlagen“. Stößt oder reibt also beispielsweise die Supraspinatussehne an der sie umgebenden knöchernen Gelenksstruktur, kann es durch die andauernde Reizung zu immer wiederkehrender Schleimbeutelentzündung in dem betroffenen Schultergelenk kommen. Diese drücken sich erst in leichten Schmerzen, dann in dauerhaften Beschwerden, insbesondere bei Überkopfarbeiten, aus.
Es kann weiterhin zu reaktiven knöchernen Anbauten kommen, die zu einer weiteren Raumeinschränkung führen. Der Patient hat letztendlich einen Dauerschmerz, der mit einer Ausstrahlung in den Oberarm einhergeht. Weiterhin kommt es oft zu starken nächtlichen Schmerzen.
Normales Schultergelenk (links) und Schultergelenk mit Impingementsyndrom / Schulterenge (rechts)
Illustration: © alkov / stock.adobe.com
Man kann 2 Formen des Schulterengpasssyndroms unterscheiden: zum einen kann es von außen durch einen knöchernen Sporn bedingt sein, zum anderen können aber auch Muskelerkrankung, Gelenkinstabilitäten als auch eine Kalkschulter die Ursache sein.
Das Impingement-Syndrom ist relativ häufig:
rund 8-10 % der Bevölkerung leidet beispielsweise an diesem Schulterengpass- Syndrom. Insbesondere Sportler, wie Handballer oder Tennisspieler, die häufig „Über- Kopf- Bewegungen“ ausüben, sind oft betroffen.
Wenn bisherige Hausmittel, wie entzündungshemmende Medikamente, Kühlung oder leichte Bewegungsübungen nicht weiterhelfen, ist es sinnvoll, sich frühzeitig von einem Schulterspezialisten (Orthopäden-Unfallchirurgen) untersuchen zu lassen. Dieser kann mit bestimmten Provokationstests, also spezifischen Untersuchungstest für die Schulter, schon mit großer Gewissheit ein Impingement-Syndrom diagnostizieren.
Hilfreich sind zusätzliche Röntgenaufnahmen, die das Ausmaß der knöchernen Einengung sowie gegebenenfalls vorhandene Begleiterkrankung, wie beispielsweise einer Kalkschulter, aufzeigen können. Auch können erweiterte bildgebende Verfahren, wie beispielsweise ein MRT, Schäden in der Weichteilstruktur, wie beispielsweise einen Riss in der Rotatorenmanschette, aufdecken. Darüber hinaus können Infiltrationstests von einem Schulterspezialisten mit einem Lokalanästhetikum oder einem entzündungshemmenden Medikament weitere abgegrenzte Hinweise ergeben.
Wenn nach 6-monatiger Therapie keine Besserung der Symptome eintritt, kann sich der Zustand der eingeengten Sehne der Rotatorenmanschette verschlechtern und es kann zu einer Chronifizierung des Krankheitsbildes kommen. Dann sollte von einem Schulterspezialisten die weitere operative Behandlung vorgenommen werden.
Ziel der arthroskopischen operativen Behandlung ist dann, den anatomisch eingeengten Raum zu erweitern, chronisch entzündete Schleimbeutel zu entfernen und knöcherne Einengung zu reduzieren.
Hinweis der Redaktion:
Ganzkörperliche Zusammenhänge: Warum auch die Füße bei Schulterproblemen eine Rolle spielen
Auch wenn sich das Impingement-Syndrom in der Schulter äußert, lohnt sich bei anhaltenden Beschwerden ein Blick auf den gesamten Bewegungsapparat – insbesondere auf die Füße. Denn Fehlstellungen oder funktionelle Schwächen im Fußbereich können sich bis in die Schulterregion auswirken.
Unsere Haltung und Bewegungskoordination sind komplexe Prozesse, bei denen Fuß, Knie, Hüfte, Wirbelsäule und Schulter eng miteinander verbunden sind. Schon eine abgesenkte Fußwölbung oder eine Beinachsenfehlstellung kann zu einer veränderten Statik führen. Diese wiederum beeinflusst nicht nur das Becken und die Wirbelsäule, sondern auch die Stellung und Belastung der Schultergelenke.
Orthopädische Einlagen, sensomotorische Fußbettungen oder gezielte Übungen zur Stabilisierung des Fußes können helfen, muskuläre Dysbalancen auszugleichen und die Körperhaltung insgesamt zu verbessern. In vielen Fällen kann dies dazu beitragen, unnötige Fehlbelastungen der Schulter zu reduzieren – insbesondere bei Sportlern oder körperlich aktiven Personen.
Möglicher Einsatz in der Fußorthopädie
Gerade im Bereich der orthopädischen Fußversorgung ist es wichtig, auch scheinbar entfernte Beschwerdebilder wie Schulterengpasssyndrome im Blick zu haben. Moderne Analyseverfahren wie die ganzheitliche Haltungsdiagnostik oder eine Gangbildanalyse können Hinweise auf ursächliche Zusammenhänge zwischen Fußfehlstellungen und Schulterproblemen liefern.
So kann ein interdisziplinärer Therapieansatz – bestehend aus Einlagenversorgung, Körperhaltungstraining und ggf. physiotherapeutischer Begleitung – auch bei Beschwerden oberhalb der Fußregion sinnvoll sein.

